Stark gekürzte Version von einer wahren Begebenheit.
Geschrieben von Tobias 2009
Normalerweise war so ein kleiner Erholungsausflug zu unserer Oma, nach diesen ganzen Geruchs- und Aufräumstrapazen, eine gute Idee, aber ich glaube Oma fand das alles nicht so ansprechend, denn wie ich annahm war sie nicht sonderlich neidisch auf unsere kleinen Tierchen, den Läusen, gewesen. Als Mama uns dann zurückließ, ging Oma schon einmal im Kopf durch, wo sie denn am Montag alles putzen müsste und legte sich in Gedanken schon die verschiedenen Putzlappen zurecht.
Eigentlich verlief der erste Tag wie immer, wir spielten DS, hockten vorm Computer und schrieen Opa an, da er wieder mal vergessen hatte sein Hörgerät einzuschalten. Doch mit einer Ausnahme unterschied sich alles.
Oma hielt deutlich mehr Abstand von uns als zuvor, was nach meiner Meinung an unseren Haaren lag, die immer noch wie Schweinekacke stanken. Außerdem wurden wir nun nicht mehr zum Zähneputzen aufgescheucht, sondern zum qualvollen Haare kämmen gezwungen. (Ich glaube wenn 10000 mal kammen wirklich goldenes Haar geben würde, hätte ich meinen Kopf schon lange versteigert.) Aber das Kämmen war bei meinen Großeltern genau die gleiche Qual wie bei uns zu Hause. Bei jedem Strich hüpfte das Haus einmal und wer noch am schlafen war, der war danach hundertprozentig wach. Und nach jedem mal kämmen musste ich Opa anbrüllen: „ICH BIN CLEAN!!!" Was er mir nicht abnahm.
Allerdings kann es auch sein, dass er einfach das Wort „ clean" nicht ganz verstand, und dachte, wovon ich schon seit Jahren ausging, dass ich keine Drogen konsumiere.
Also älteren Leuten den Verstand zu rauben ist in der Regel einfach, aber sie davon zu überzeugen das keinerlei Ungeziefer auf meinem Kopf lebt, und das Jucken von der Shampoo- Stinkbombe kommt, die meine gesamte Kopfhaut zerstört hat, desto schwerer. Das Jucken, dass auf meinem Kopf herrschte brachte Panik ins Haus, viel Panik...
Als Opa bemerkte, dass ich mit dem Kratzen immer noch nicht aufhörte, krabbelte in ihm auch so langsam Panik auf und sorgte dafür, dass wir alle mal wieder ein Schreiorchester hinlegten. Wir mussten zum Kämmen!
Oma, die die letzten zwei Tage schon nichts Auffälliges mehr gesehen hatte, sah diesmal in Nickis Haaren weiße Flecken. Sofort ging sie davon aus, es seien Nissen und ich, ich Dummkopf bestätigte diese Annahme, wobei ich nicht genau wusste warum (ich denke aus der eingefleischten Angst vor Läusen). Nun folgte alles Schlag auf Schlag, Oma flog die Farbe aus ihrem Gesicht, Nick und mir schlotterten die Knie, und Lukas nachte Luftsprünge und löcherte uns mit der Frage, ob er denn dann morgen nicht zur Schule müsste. Um Abhilfe herbei zu schaffen, wurde eine Lupe rangeholt, durch die Oma auch nicht mehr erkennen konnte.
Die Luftsprünge von Lukas, die Panikrufe von Nick und mir und die verzweifelten Hilfeschreie Omas, brachten Opa zum Kochen, denn der verfolgte, wie er dies schon seit fast dreißig Jahren tat, seine Nachrichten und verstand kein Wort mehr. , Dann steck dir deinen Kopfhörer vom Fernseher in die Ohren", war Omas wütende Antwort. Während der gesamten Unruhe im Haus, bekam ich es mit der Angst und flüchtete in eine der letzten Ecken in die ich mich verkriechen konnte. Als Oma dann wütend auf die Tasten des Telefons hackte und Mama am anderen Ende der Hörer aus der Hand flog, war alles zu spät. Die Massenpanik war ausgebrochen: Ein heulender Tobias, ein Luftsprünge machender Lukas, ein genervter Opa, der seine Nachrichten nicht verfolgen konnte, Oma die ihre Angst in Wut ausließ und Mama die aus Panik, das gesamte Haus von Oma und Opa putzen zu müssen jede Geschwindigkeits-Begrenzung überschritt und mit achtzig Stundenkilometern durch die Stadt raste.
Als Mama dann endlich ankam, froh ihren Führerschein behalten zu dürfen und unsere Vermutung zum Glück nicht bestätigte, nahm sie uns alle mit nach Hause, was die Situation sichtlich entschärfte.